Im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist es zu einem Grossbrand gekommen. Wie prekär die Lage ist, zeigen Bilder und Videos.
Video: watson
Aktivisten vor Ort sprechen von einer «Katastrophe». Ein Grossbrand auf der griechischen Insel hat das grösste Flüchtlingslager Europas zu grossen Teilen zerstört.
Rund 12'600 Menschen sind im Lager untergebracht – bei einer Kapazität von gerade mal 2800 Plätzen.
Die Unruhen im Lager hatten bereits am Dienstagabend ihren Lauf genommen, nachdem bekannt geworden war, dass es mittlerweile mindestens 35 Corona-Fälle im Lager gibt.
Moria war deshalb abgeriegelt und bis zum 15. September unter Quarantäne gestellt worden.
Bild: sda
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis habe für den Vormittag ein Krisentreffen in Athen einberufen, sagte Regierungssprecher Stelios Petsas dem staatlichen Fernsehsender ERT.
Neben dem Migrations- und dem Bürgerschutzminister sollen daran auch der Chef des griechischen Nachrichtendienstes (EYP) und der Generalstabschef teilnehmen.
Man vermute organisierte Brandstiftung, so Petsas.
Bild: keystone
Der Sprecher bestätigte ausserdem, dass Migranten versucht hätten, die Feuerwehr an den Löscharbeiten zu hindern.
Bild: keystone
Gemäss Regierungsangaben ist der Grossbrand seit Mittwochmorgen weitgehend unter Kontrolle
Verletzte oder gar Tote gab es Stand Mittwochmorgen nicht, wie griechische Medien übereinstimmend berichteten. Athen hat zusätzliche Bereitschaftspolizisten zur Insel entsandt.
Die Zerstörung im Flüchtlingslager ist aber verheerend – Aktivisten gehen davon aus, dass die grössten Teile unbewohnbar sind.
Bild: keystone
EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hat angesichts des Grossbrands schnelle Hilfe versprochen.
Sie sei in Kontakt mit dem griechischen Minister und den lokalen Behörden, schrieb die Schwedin am Mittwoch auf Twitter.
Dabei habe sie zugestimmt, den unverzüglichen Transfer und die Unterbringung der verbleibenden 400 unbegleiteten Kinder und Jugendlichen aufs Festland zu finanzieren. «Die Sicherheit und der Schutz aller Menschen in Moria hat Priorität.»
Viele der mehr als 12'000 Migranten und Flüchtlinge, die zuletzt im Lager lebten, flohen in die umliegenden Wälder und auf Hügel, andere machten sich auf den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini, wie griechische Medien berichteten.
Stellenweise sollen sich ihnen Inselbewohner entgegengestellt und ihnen den Weg versperrt haben.
Am Morgen verhinderte ausserdem die griechische Polizei mittels Blockaden, dass die Menschen in die nahe Stadt gelangen.
Wie es jetzt weitergeht, ist noch unklar. Das grassierende Coronavirus erschwert die Situation noch. Die weiteren Schritte sollen nun bei einem Krisentreffen der griechischen Regierung geklärt werden.
(jaw/sda)