Im Streit um die Verteilung von Flüchtlingen in der EU hält die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wenig von Drohungen. «Wir müssen es wieder schaffen, einen europäischen Geist herzustellen. Meine Erwartung, dass das durch Drohungen geht, ist sehr gering», sagte sie am Dienstag nach einem Treffen mit dem österreichischen Kanzler Werner Faymann in Berlin.
In der EU seien Lösungen meist immer durch Gespräche gefunden worden. «Ich bin nicht an dem Punkt, dass wir drohen sollten», betonte die Kanzlerin.
Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière hatte zuvor im Streit um die Umverteilung von Flüchtlingen eine Kürzung von Strukturfonds für osteuropäische Staaten ins Gespräch gebracht.
Die EU-Innenminister hatten sich am Montagabend nach siebenstündigen Beratungen nicht darauf einigen können, 120'000 Flüchtlinge über verbindliche Quoten auf die EU-Länder zu verteilen. Eine ganze Reihe osteuropäischer Staaten verweigerte die Zustimmung.
Kritik aus Osteuropa
Tschechien reagierte verärgert auf de Maizières Äusserung. Die «inkonsistente Politik Deutschlands» sei derzeit das grösste Problem bei der Lösung der Migrationskrise, erklärte Tschechiens Innenminister Milan Chovanec am Dienstag. Das Land zählt neben der Slowakei zu den Gegnern eines verpflichtenden EU-Verteilsystems für Flüchtlinge.
Auch Litauen reagierte mit Kritik. «Ich halte es für Erpressung, die völlig inakzeptabel ist – speziell für hochrangige Politiker, die dafür verantwortlich sind, dieses Problem zu lösen», sagte Regierungschef Algirdas Butkevicius am Dienstag in Vilnius. Der Ton sei «unangemessen» bei der Suche nach einem Kompromiss. Auch Litauen ist gegen ein Pflicht-Verteilsystem. (sda/afp/dpa)