Bei Filmen redet man oft von der schauspielerischen Leistung, der Regie, der Handlung und bestenfalls noch von der Kameraführung. Doch hast du dich schon mal gefragt, woher all die Geräusche in einem Film stammen?
Das Brechen von Knochen, Zertrümmern von Schädeln, ja gar das Tapsen von Hundepfoten in Filmen entstammen (teils logischer-, teils überraschenderweise) eigentlich nie dem originalen Ton, der während der Performance zustande kam, da der Fokus bei der Aufnahme meist auf Dialogen liegt und die Geräusche ohnehin kaum vernünftig zu bearbeiten wären.
Alle Geräusche in einem Film, egal ob hinter- oder vordergründig, entstehen in der Post-Production und werden in Studios unter Mithilfe mannigfaltiger Requisiten synchron zum Film aufgenommen, editiert und gegebenenfalls verzerrt, um dem Film die passende Atmosphäre zu verpassen.
Diese Geräuschemacher heissen in Hollywood «Foley Artists», benannt nach Jack Foley, der die Kunst des Geräuschemachens 1927 für den Stummfilm «Show Boat» erfunden und in der Folge etabliert und perfektioniert hatte.
Foley Artists suchen teils Wochen nach dem perfekten Sound für eine bestimmte Szene, mittlerweile auch durch Manipulation der Tonspur. Das verlangt Kreativität, nicht nur bei Sci-Fi-Geräuschen, die erfunden werden müssen, sondern insbesondere auch bei alltäglichen Geräuschen, die fürs Kino aufgebessert, «verpsektakulärt» werden sollen. So ist ein simpler Boxschlag im Film oft ein ausgetüfteltes Übereinanderlegen verschiedenster Audio-Elemente.
Damit du vom Schein Hollywoods nicht länger gnadenlos hinters Licht geführt wirst, haben wir einige der überraschendsten «Foley Sounds» zusammengetragen.
Ob in Dokus über elegante Schneeleoparden oder in Spielfilmen über Ausgesetzte, die der eisigen Natur trotzen, der Sound von Schritten im Schnee entspringt keiner natürlichen Tonquelle.
Leonardo DiCaprio in «The Revenant». Bild: AP Courtesy Twentieth Century Fo
Die gedämpften Schritte, die von dem für den Schnee charakteristische Knirschen durchsetzt sind, werden im Studio relativ simpel nachgeahmt.
... das auf der Stelle Gehen auf Spielsand für normale Schritte und das Treten auf einen mit Maisstärke gefüllten Leinensack für das Knirschen. gif/quelle: youtube
Neben den Untergrundmaterialien spielt (wie bei allen Schrittimitationen) das Schuhwerk eine wichtige Rolle. Da das auditive Nachstellen von Schritten eigentlich das Grundhandwerk schlechthin für Foley Artists ist, besitzen alle professionellen Geräuschemacher ein sehr breites Arsenal an Schuhen.
Bild: youtube
Übrigens: Für das Knacken von Eis werden oftmals Tannenzapfen verwendet.
In Action-Filmen sind Knochenbrüche ja ziemlich gerne gehört. Möglichst roh und brutal. Klar, dass da nicht auf echte Knochen zurückgegriffen wird. Denn ein guter Foley Sound lässt sich möglichst präzise kontrollieren, was bei Knochen nicht zwingend der Fall ist. Plus (sind wir mal ehrlich): ein gebrochener Knochen im Film klingt ziemlich sicher spektakulärer, als dies im echten Leben der Fall wäre ...
Video: YouTube/FilmDrunk Frotcast
Auch wenn sich Foley Artists in ihrer Arbeits- und Herangehensweisen unterscheiden, so ist das Utensil für Knochenbrüche bei den meisten Artists dasselbe.
... Knoblauch Sellerie! Bild: pixabay
Das Knicken von frischem Sellerie ist mutmasslich die Basis von jedem cineastischen Knochenbruch, der unter die Haut geht. Jedoch ist auch klar, dass ein gebrochenes Genick (zumindest im Kino) nicht dasselbe Geräusch wie eine gebrochene Nase macht. Für gebrochene Nasen oder beschädigte Knorpel wird daher ein anderer Gegenstand verwendet.
... getrocknete Cannelloni! Bild: wikipedia
Getrocknete Cannelloni werden mit geschlossenem Mund verbissen und liefern so eine dumpfere Version berstender Knochen. Gängige Alternativen für Knochenbrüche jeglicher Art sind unter anderem Krabbenbeine, Sonnenblumestiele, Karotten oder Walnüsse.
Wir bleiben beim Action-Genre und widmen uns sogleich den quietschenden Reifen von Autos. Die Herstellung dieses Sounds hat sich gemäss der Emmy-nominierten Foley Artistin Caoimhe Doyle seit den 1960er-Jahren kaum mehr verändert.
Ein wenig Luft in eine leere Bettflasche pusten, verschliessen und auf einer glatte Oberfläche reiben. gif/quelle: youtube
Was wären Familienfilme schon ohne einen herzigen, loyalen Hund? Gut möglich, dass dieser dann zuweilen mal über den Parkett oder eine Strasse huscht (vermutlich um ein Kind zu retten oder so). Das ist der Moment, in dem unser Ohr in freudiger Erwartung eines ganz spezifischen Klangs ist.
... stammt von Büroklammern, die an einem Handschuh befestigt sind. gif/quelle: youtube
Selbiges gilt natürlich auch für jegliche Mischwesen, die mit dem Hund verwandt sind. Wo Krallen im Spiel sind, sind Büroklammern nicht weit entfernt. Zumindest bei Foley Artists.
Zu einer bedrohlichen, mysteriösen oder spannungsgeladenen Szene gehört eine Zigarette (je nach Bad-Boy-Grad auch eine Zigarre). Close-Up aufs Gesicht, während ein intensives Ziehen einen orangen Punkt in der Dunkelheit erglühen lässt und das Szenenbild so mit der nötigen Symbolkraft erfüllt.
Video: YouTube/GlobalWahrman
Doch was steckt dahinter? Müssen sich Geräuschemacher die Lungen aus dem Leib rauchen, ehe sie den perfekten Sound erzeugt haben? Natürlich nicht.
... Zusammenknüllen und Loslassen von Frischhaltefolie. Bild: wikimedia
Womit wir wieder eher beim Action- und Thriller-Genre sind, das eine eigene Audio-Version von Messerangriffen und Schlägen gegen den Kopf (mit Schädelbruch als Folge) etabliert hat.
Video: YouTube/Kristina R
Dieses (sorry, falls etwas makaber) saftige, satte Geräusch hat in den meisten Fällen denselben auditiven Verursacher.
Bild: pixabay
Wie viele bekannte, meist mit einer Form der Gewalt verbundene Geräusche aus einer Wassermelone herausgeholt werden können, siehst du hier.
Gerade bei Tier-Dokumentationen, bei denen Geräusche imitiert werden müssen, die keiner natürlichen menschlichen Bewegung entsprechen, ist Kreativität gefragt. So zum Beispiel bei Vögeln, die mit ihren Flügeln flattern.
... das Gegeneinander-Schütteln von Gartenhandschuhen. Gif: youtube
Wer kennt ihn schon nicht, der Fall von Superman, Iron Man, Batman und Co. aus grosser Höhe auf den Boden (den sie dann obligat mit links wegstecken)? Imposant und letztinstanzlich heroisch.
Es wird mit einem Baseballschläger auf einen leeren Koffer eingedroschen. Je nach Beschaffenheit des Untergrunds im Film werden weitere Materialien (wie hier Sand und Erde) im Anschluss darüber gestreut. Im Gif zu sehen ist eine Szene, in der Superman auf dem Boden aufschlägt. gif/quelle: youtube
Gerade in Historien-Dramen ein eminent wichtiger Bestandteil des Sounddesigns sind vorbeizischende Pfeile. Sei es der entscheidende Pfeil des Helden oder ein ganzes Heer von Soldaten, das den Angriff lanciert – ein Pfeil braucht schlicht diese pfeifende Untermalung.
Video: YouTube/Rodrigo
Auch hier wäre der eigentliche Sound mit Pfeil und Bogen zu wenig imposant, weshalb er meist etwas anders zustande kommt.
... mittels Bambusstangen, die nahe am Mikrofon durchgeschwungen werden. Bild: piblicdomainpictures
Je nach Dicke der Stangen, Abstand zum Mikro und Tempo des Schwungs können unterschiedliche Sounds erzeugt werden. Natürlich auch hier wird die Tonspur gut und gerne mal passend justiert.