Die Romandie ist erzürnt über das Vorgehen des Bundesrates. Das zeigt sich auch in den Memes auf Instagram: Berset, der Gesamtbundesrat und die Deutschschweizer müssen ziemlich einstecken.
In der Schweiz herrscht das Massnahmen-Chaos. Kantone entscheiden dies, der Bundesrat das. Der Flickenteppich an verschiedenen Corona-Regeln sorgt für ziemlich viel Verwirrung.
Verwirrung ist allerdings nicht die vorherrschende Gefühlslage in der französisch sprechenden Schweiz. Dort hatten sich die Kantone schon vor Wochen zusammengetan und gemeinsam strenge Regeln im Kampf gegen die Pandemie beschlossen.
Wallis, Waadt, Jura, Freiburg, Neuenburg, Genf und auch der Kanton Bern schlossen Kulturstädten, Bars und Restaurants führten eine Sperrstunde ein etc.
Und die Massnahmen zeigten Wirkung. Die sehr hohen Fallzahlen sanken daraufhin stark.
Und just als man wieder über schrittweise Öffnungen nachdachte, folgte der bundesrätliche Hammer in Form von Lockdown-Drohungen. Das war zu viel für das Westschweizer Gemüt.
Freiburg, Waadt, Neuenburg, Wallis, Jura und Bern fordern jetzt in der gemeinsamen Erklärung die Einrichtung eines eidgenössischen Dialogs. Politiker zeigen sich erbost über die Weisungen aus Bern.
Und auch das gemeine Internet-Volk ist sauer. Sehr sauer sogar, wie wir bei einem Blick in die sozialen Medien festgestellt haben.
Gefunden beim Instagram-Account @hlvtiq (sogar Alain Berset folgt ihm): «Die Massnahmen des Bundesrates, wenn die Romands die weltweiten Champions beim Coronavirus sind.» – vs. – «Die Massnahmen des Bundesrates, wenn es bei unseren Deutschschweizer Freunden heikel wird.»
Bild: @hlvtiq
Bild: @swissromande
Hier kommt Gesundheitsminister Alain Berset persönlich unter die Räder. Gezeigt wird ein angebliches Telefongespräch zwischen Berset und einem typischen Restaurant à la «Traube», «Löwen» oder «Krone» … oder auf westschweizerisch: «Le Fribourgeois.»
Verärgerung gab's auch wegen der bundesrätlichen Ankündigung, ab kommendem Samstag alle Restaurants und Bars ab 19 Uhr schliessen zu wollen. Solche Massnahmen gab es in der Westschweiz bereits in den vergangenen Wochen – sie hätten in diesen Tagen wieder öffnen dürfen.
«Restaurants und Bars, die ihre Wiedereröffnung planen.» – «Der Bundesrat, der sie bis am 20. Januar ab 19 Uhr schliessen will.» Bild: @lacdegeneve_officiel
Bild: @lacdegeneve_officiel
Der Instagram-Account 𝙇𝘼𝘾 𝘿𝙀 𝙂𝙀𝙉𝙀𝙑𝙀 kommentiert dazu kurz: «Gopferdammi!» Hashtag #röstigraben und so.
Isst der Romand anders? – fragte der «Tages-Anzeiger» vor drei Jahren. Bei diesem Meme geht's um die Znacht-Mentalität: «Die Deutschschweizer:innen, wenn sie die Restaurants um 19 Uhr schliessen, weil sie bereits um 17:30 Uhr essen.»
«Die Deutschschweizer:innen, wenn sie die Restaurants um 19 Uhr schliessen, weil sie bereits um 17:30 Uhr essen. Exzellent!» Bild: @suisseromandelibre
«Coronavirus-Entwicklung in der Romandie – Bundesrat sagt: ‹Euer Problem›.» vs. «Coronavirus-Entwicklung in derDeutschschweiz – Bundesrat sagt: ‹Unser Problem›.» Bild: @lambdalaisan
Dieses Meme wurde unter ultraliberalen Instagramern rege geteilt. Es drückt die Unverständnis der Westschweiz aus, weil der Bundesrat die frühen Weckrufe aus der Romandie nicht erhörte, als dort die Coronazahlen in die Höhe schnellten. Der Bundesrat wurde erst jetzt, wo dasselbe in der Deutschschweiz passiert, mit staatlichen Massnahmen aktiv.
Sogar der Liebling der Linken muss für ein Meme herhalten. Hier werden Bernie Sanders Sezessions-Forderungen in den Mund gelegt:
Bild: @suisseromandelibre
Bild: @wieseltom
Die Geburtstagsparty für Bundesrat Ueli Maurer im Parlament sorgte auch in der Westschweiz für hämische Kommentare: «‹Der Schweizer Weg durch diese Epidemie gibt uns gewisse Freiheiten.› – Wie zum Beispiel die Freiheit, Geburtstage und Klarinettenkonzerte im Parlament zu organisieren.»
(pit)
* Hier passierte uns ein Übersetzungsfehler: «mdr» ist kein Fluchwort, sondern steht für «mort de rire». In Internet-Sprache übersetzt heisst das «LOL». Wir haben das korrigiert.