Gegenwind für Bundesrat Alain Berset: Sein neuer Anlauf für eine Rentenreform wird bereits kritisiert. Bild: KEYSTONE
Kein guter Start für den zweiten Anlauf der Rentenreform unter Bundesrat Alain Berset: Die Jungparteien von GLP bis SVP fordern eine Überarbeitung: Sie wollen mehr Flexibilität, die sich auch auf junge Arbeitnehmer auswirken könnte.
Das Schweizer Rentensystem steckt in einer Sackgasse: Wir werden älter und das angesparte Geld, das Herr oder Frau Schweizer auf den Konten der Pensionskassen horten, reicht nicht mehr aus. So einfach das Problem klingt, so schwer ist es zu lösen.
Das weiss auch SP-Bundesrat Alain Berset, der im September 2017 eine Niederlage für seine Rentenreform vom Volk kassierte. Der Sozialminister will nun mit einem neuen Vorschlag die berufliche Vorsorge umbauen, bedient hat er sich bei einem Kompromiss von Gewerkschaften und Arbeitgebern.
Noch bevor die politische Debatte im Parlament überhaupt angefangen hat, zeigt sich nun: Die Pläne kommen nicht überall gut an. Die bürgerlichen Jungpolitiker sind vorgeprescht und zerreissen Bersets Pläne.
Bundesrat Alain Berset scheiterte im September 2017 mit seiner Altersvorsorge 2020. Nun versucht er einen neuen Anlauf. Bild: KEYSTONE
Grund für die Kritik ist der linke Anstrich von Bersets Reformvorschlag. Der SP-Mann nahm sich vor, die berufliche Vorsorge so zu ändern, dass Personen mit tiefem Einkommen nicht sehr darunter leiden.
Anders als bei der AHV bezahlt heute jeder und jede in die eigene Pensionskasse ein. Wie viel man ab der Pensionierung pro Jahr ausbezahlt bekommt, wird mit dem Umwandlungssatz berechnet. Wird er gesenkt, gibt es weniger Rente. Genau das will Berset nun tun: Er schlägt eine Änderung von 6,8 auf 6,0 Prozent vor. Diese Rentenreduktion will er mit folgenden Massnahmen abfedern:
Sechs bürgerliche Jungparteien kritisieren gemeinsam Bersets Rentenreform. Bild: ZVG
Die bürgerlichen Jungparteien (dabei sind die Jungen von BDP, CVP, EVP, FDP, GLP und SVP) können wenig mit diesem Kompromiss anfangen. Ihre zentrale Kritik richtet sich vor allem gegen den Rentenzuschlag, den Berset vorschlägt.
In einem gemeinsamen Brief intervenieren sie beim zuständigen Bundesamt. Darin finden sich auch Vorschläge, die sich direkt auf das Portemonnaie der jungen Arbeiterinnen und Arbeiter auswirken:
Remo Zuberbühler ist Parteipräsident der Jungen BDP. bild: zvg
Merken würden das etwa Jugendliche, die frisch aus der Lehre kommen. Oder Studierende, die nach den Plänen der Jungparteien auch bei Teilzeitarbeit in die Pensionskasse einzahlen sollten. Beide Gruppen blieben bislang von Lohnabzügen verschont.
Der Chef der Jungen BDP, Remo Zuberbühler, begründet: «Bei einem so wichtigen Projekt wie der Rentenreform müssen wir zusammenarbeiten.» Nicht nur zwischen den Parteien, sondern auch unter den Generationen.
JBDP-Präsident Remo Zuberbühler
Eine weitere Kritik: Die bürgerlichen Jungparteien vermissen eine Flexibilisierung des Rentensystems. Sie schlagen vor:
Die Jungparteien fordern, dass moderne Arbeitsverhältnisse auch von der Rentenreform berücksichtigt werden. Bild: KEYSTONE
Die negativen Konsequenzen von einem tieferen Umwandlungssatz wollen auch die jungen Bürgerlichen kompensieren. Anders als Berset schlagen sie aber nicht einen Rentenzuschlag, sondern eine «einmalige Erhöhung» der Pensionskassenguthaben vor, die von der «gesamten Bevölkerung solidarisch» getragen werden sollte.
Je älter, desto teurer: Die «Altersgutschrift» macht das Anstellen von älteren Mitarbeitern teurer. Bild: watson
Einen anderen Weg wünschen sich die bürgerlichen Jungparteien auch bei der sogenannten «Altersgutschrift». Gemeint ist der Mechanismus, der zwar positiv klingt, heute aber zur Verteuerung von älteren Arbeitnehmern führt. Verursacht wird das durch Abzüge, die sich heute mit steigendem Alter mehr als verdoppeln.
Die bürgerlichen Jungpolitiker wollen diese altersabhängigen Abzüge angleichen – zumindest auf der Seite der Unternehmen, die ältere Personen anstellen. Davon profitieren sollen nicht nur ältere, sondern auch junge Generationen, heisst es in der Stellungnahme der Jungbürgerlichen.
Was der Bundesrat davon hält, wird sich noch zeigen. Parteien und Verbände haben noch bis im März Zeit, die Pläne von Berset zu kommentieren.